„Wir machen einen Soundtrack für deinen Abend.“ - Eau Rouge im Interview



Shot by Matt Somberg



Sie sind nicht nur unglaublich charmant sondern auch eine sehr gute Liveband, Eau Rouge. Sie vereinen dunkle Sounds mit tanzbaren Melodien und kombinieren diese mit Effekten zu etwas ziemlich großartigen. Bei ihrem Konzert in Göttingen habe ich mit ihnen einen nicen Abend verbracht und mit Jonas, Bo und Magnus über musikalische Vorbilder, neue Songs und ihre Bühnenshow gesprochen.

Ihr beschreibt euren Sound als Dream Pop und Noise Pop. Könnt ihr erklären was das für euch bedeutet?
Jonas: Also Noise Pop ist live und Dream Pop ist eher auf der Aufnahme. Eigentlich machen wir Indie aber wir wollten unseren Sound ein bisschen eingrenzen, denn Indie kann irgendwie alles sein. Unsere Musik besteht aus viel Hall und Sounds in denen man sich verlieren kann, bei denen man die Augen schließt und dann glitzert es. Da passt der Begriff Dream Pop für uns einfach sehr gut, und wenn es dann von den Klängen etwas härter wird, besonders live, dann ist es massiv und deshalb der Noise –Aspekt.

In der Vorbereitung habe ich lesen, dass ihr nicht in der klassischen Instrumenten-Kombi mit Gitarre und Bass spielt, sondern mit zwei Gitarren und Drums. Von Zeit zu Zeit nutzt ihr allerdings die Gitarre als Bass. Warum? Hat das Einfluss auf den Sound?
Bo: Es hat auf jeden Fall Einfluss auf den Sound, weil es natürlich anders klingt mit einer Gitarre ein Bass zu simulieren als wirklich mit einem Bass zu spielen. Ich glaube, dass das auch etwas mit der Musik zu tun hat die wir hören, wir alle drei hatten Bock auf etwas Neues und eine neue Herausforderung. Jonas und ich sind sehr interessiert an der Technik und den Gitarrensounds und fuchsen uns da gern rein. Außerdem haben wir durch die Effekte die wir benutzen die Möglichkeit unsere Gitarren ähnlich wie einen Bass klingen zu lassen und das hat bis jetzt gut funktioniert. Bei den neuen Sachen haben wir aber tatsächlich auch ab und zu einen echten Bass dabei. Wir haben sehr vielseitige Möglichkeiten, wir können ein Bass mit dazu nehmen, wir können eine Gitarre wie ein Bass klingen lassen und es macht Spaß die Möglichkeiten zu haben und zu nutzen. Bei unseren neuen Songs spiel ich mal ein bisschen Bass mit der Gitarre, dann spielt Joni mit einem echten Bass, das ist eine neue Herausforderung und das finden wir cool.

Euer Sound ist wirklich nice und in manchen Momenten auch einzigartig. Habt ihr musikalische Vorbilder oder macht ihr einfach euer Ding?
Jonas: Wir haben das von anderen nicen Bands, wir nehmen einfach nur das nice. Nein Spaß, wir reden nicht viel über den Sound, der entsteht einfach während des kreativen Prozesses.
Bo: Jeder von uns hat seinen eigenen Sound und das kommt dann zusammen. Wir versuchen einfach nicht so viel darüber nachzudenken wie es klingen soll, sondern wir lassen es eher passieren und dann geht es in eine eigene Richtung. In erster Linie ist entscheidend, dass wir alle drei eher aus verschiedenen Musikrichtungen kommen bzw. unser Musikgeschmack verschieden ist. Mich beeinflussen vor allem Metal und härtere Sounds. Bei Jonas sind es eher Noise—Einflüsse, eine gitarrenlastige Wall of Sound. Magnus hört ... Was hörst du denn eigentlich für Musik? (Alle lachen.)
Jonas: Magnus hört viel Hip Hop.    
Magnus: Ich denke, die Frage ist schwer zu beantworten. Und es ist auch nicht einfach zu erklären wie du dazu gekommen bist was du jetzt darstellst oder was du jetzt bist und was du machst hat. Das ist wie bei einer Statur, da sind so viele Hammer- und Meißelschläge und jeder Schlag ist dann ein Künstler der dich inspiriert hat, den du gehört hast oder den du vielleicht auch abgelehnt hast. Es gibt ja nicht nur positive Beispiele sondern auch Dinge die dir zeigen, was du nicht machen willst, etwas von dem du dich abgrenzt, weil du es anders machen willst. Natürlich gibt es Künstler und Bands, die man eine Zeit lang intensiv hört und die einen dann beeinflussen und manchmal kommt man auch erst später darauf, dass eine bestimmte Band einen beeinflusst hat. Witzig ist, manche Leute sprechen uns an und sagen wir klingen nach U2.
Bo: Genau, oder nach Placebo oder Muse. Das sind Bands mit denen wir tatsächlich gar nicht rechnen aber wahrscheinlich sind auch von diesen Bands Einflüsse in unserer Musik.

Sehr gute Bands, wie ich finde! Die Frage nach euren Vorbildern hat mich interessiert, da ihr eine Playlist mit Liedern erstellt habt, die euch zu eurem aktuellen Song Closer inspiriert haben. Mir ist aufgefallen, dass die Bandauswahl sehr breit gefächert ist. Für mich ist dass das faszinierende an eurer Musik, eurer LP oder generell eure Songs vereinen so viele verschiedene Aspekte und bestehen aus unterschiedlichsten Sounds und Musikstilen aber am Ende ergeben sie ein sinnvolles Gesamtkunstwerk.
Magnus:. Wenn du sagst, dass du am Ende einen Sinn darin siehst, dann ist es gut. (Da sind sich alle drei einig.)

Letzten Monat habt ihr die Single Closer  rausgebracht und jetzt spielt ihr gerade ein paar Shows. Wie ist es für euch neue Songs zum ersten Mal live zu spielen?
Magnus: Das ist sehr spannend! Gestern hat unsere Tour begonnen und da haben wir unsere neuen Singles zum ersten Mal gespielt, heute wird es das zweite Mal sein, aber es wird genauso spannend sein wie gestern. Man ist sich bei seinen eigenen Songs natürlich sicher, dass man sie geil findet, denn man hat sie mit wirklich viel Herzblut gemacht und viel Zeit investiert. Das heißt, wir haben keine Zweifel an den Songs aber dennoch ist es interessant zu sehen wie die Leute reagieren. Gestern haben die Leute sehr positiv reagiert und da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, weil man sich konzentriert und seine Sache gut machen will und wenn man merkt, es kommt was zurück und das relativ schnell dann biegt man auf eine Straße ein, auf der die anderen Songs schon so ein bisschen sind und das ist ein gutes Gefühl.

Ihr habt eine exzellente Bühnenshow, bei der ihr viel mit Licht und Effekten arbeitet. Das seh ich in der Form tatsächlich nicht oft auf Konzerten. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Jonas: Wir haben das gleich beim ersten Konzert ausprobiert und haben gemerkt, dass uns das wichtig ist, denn wenn das Licht nicht passt oder es die falschen Farben sind, dann zieht einen das runter.  Deshalb ist es für uns auf der Bühne wichtig, besonders für’s Feeling, denn es wirkt gleich viel besser.
Magnus: Ich hab das Gefühl wir machen einen Soundtrack. Wir machen einen Soundtrack für eine Stimmung, für deinen Abend. Wir wollen mit der Lightshow nicht ablenken, sondern sie ist ein sehr wichtiges Element. Wenn es taghell ist, können wir dir noch so geschliffen von der Nacht erzählen,  du wirst trotzdem stehen und denken: „Hier sind aber überall Neonröhren, was soll das!?“ Es ist wichtig damit du eintauchen kannst, du fängst bei hellgrünem Licht nicht an zu Träumen.

Nächstes Jahr seid ihr Teil vom Ines-Festival. Könnt ihr erzählen wie es dazu kam und was das konkret bedeutet?
Jonas: Ines ist die Überorganisation von verschiedenen Showcase-Festivals in Europa, die sich zusammengeschlossen haben. Jedes Land das teilnimmt sucht sich insgesamt zehn Bands aus ihrem Land aus und aus Deutschland sind zum Beispiel die Giant Rooks und wir gewählt worden. Nun haben wir die Chance in den Ländern, die zum Ines-Festival gehören Shows zu spielen.
Bo: Wir haben Konzerte mit ähnlichem Konzept schon in den USA und in Großbritannien gespielt und das hat uns sehr viel Spaß gemacht, weil immer viele Musiker und Musikinteressierte da sind.

Welche Pläne habt ihr für 2019?
Bo: Wir haben an eine neue EP gedacht. Nach unserer LP 2016 waren wir viel auf Tour und haben viele neue Songs geschrieben und jetzt ist die Frage, wie wir die rausbringen. Die Art wie Menschen Musik konsumieren hat sich geändert, denn Streamingdienste sind ein sehr wichtiges Medium geworden. Deshalb hatten wir die Idee ein paar Singles zu machen und die dann zusammen auf einer EP rauszubringen und zu schauen wie sich das entwickelt. Eine LP haben wir nicht geplant, aber wer weiß. Wir drei sind riesige Fans von LPs, weil wie du schon gesagt hast, sie sind ein Gesamtkunstwerk und da steckt man viel Zeit und Energie rein aber bei vielen Menschen bleiben trotzdem nur die Singles hängen. Ich finde das sehr schade, denn ich höre nach wie vor gerne Alben in ihrem Gesamtkontext und auch Songs, die keine Singles sind die man aus dem Radio kennt sind für mich wichtig. Die ganze Dramaturgie von einem Album ist spannend.

Und wann wird eure nächste Single released?
Jonas: Unsere nächste Single Melt kommt Mitte Dezember raus.

Danke für eure Zeit und dieses sehr unterhaltsame Gespräch. 


                                  Hier gibt es die neue Single Closer in einer sehr nicen Livesession: 
                                            

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