„Wir feiern mit euch!“ - RAZZ im Interview

RAZZ beim Rocken am Brocken 2018


Im September 2017 traf ich Niklas und Christian von RAZZ zum Interview. Ich sprach mit ihnen über ihr zweites Album Nocturnal, welches sie mit einer fabulösen Release-Party in Berlin feierten, den neuen Sound der Platte und die bevorstehende Tour. 


Ihr habt am Freitag den 8. September euer zweites Album „Nocturnal“ rausgebracht und das am 07. September in Berlin mit einer tollen Release-Party gefeiert. Wie geht’s euch?
Christian: Warst du da?
Ja.
Christian: Oh, die war richtig schön die Party!
Du hast mich auch fast umgetanzt!
Niklas: Warst du noch so lange da?
Wir sind ungefähr um drei heim.
Niklas: Sehr gut!
Christian: Wir waren die Letzten die aus dem Club rausgegangen sind, aber um auf deine Frage zurückzukommen, wir sind mega happy mit der Platte. 

„Nocturnal“ unterscheidet sich von euem Debütalbum „With your hands we’ll conquer“. Wie ist der neue Sound entstanden?
Christian: Auf jeden Fall durch entwickeln und ausprobieren, wir sind ja auch erwachsen geworden. Wir hatten ziemlich viel Zeit, haben uns ein bisschen im Proberaum verschanzt und konnten experimentieren. Außerdem hatten wir das Glück, dass wir mit dem Produzenten Stephen Street zusammen gearbeitet haben, der hat schon viele krasse Musiker produziert hat. Stephen ist ein Produzent, der sich viel mit Sounds auseinandersetzt und erst nach zehn, zwölf Änderungen zufrieden ist. So hat er auch etwas zum Sound der Platte beigetragen.

Wie war denn die Zusammenarbeit mit Stephen Street generell, schließich hat er schon Bands wie „The Smiths“ produziert?
Christian: Er ist ein mega Gentleman also mega nett, wir hatten eine schöne Zeit mit ihm.
Niklas: Ja, er ist ein mega bodenständiger Typ, wie Christian gesagt hat, so ein britischer Gentleman. Ein mega geiler Typ mit voll viel Erfahrung. Für uns war gut, dass er gar nicht krass ins Arrangement eingegriffen hat sondern eher Einfluss auf den Sound hatte, also zum Beispiel: Lass uns die Snare so und so aufnehmen,“ und was außerdem gut für uns war ist die Tatsache, das er als native speaker nochmal über die Texte schauen konnte und sagen konnte. Ich glaube, dass hat uns textlich, oder vor allem die Platte, textlich weitergebracht. Das war mega gut!

Mich interessiert vor allem wie eure Songs entstehen?
Niklas: Bei dem neuen Album war es so, dass wir uns so letztes Jahr im Juni/Juli in den Proberaum gesetzt haben und einfach Ideen aufgenommen haben. Irgendjemand ist immer mit einer Idee in den Proberaum gekommen, auf der wir die Dinge dann weiter aufgebaut haben. Am Ende hatten wir relativ viele Instrumentals aber ich bin überhaupt nicht hinterher gekommen mit den Texten. Dementsprechend saß ich dann immer nachts an den Texten, deswegen ist auch das Album nocturnal und deshalb heißt es auch so.  Jeder kennt das dieses nachts wach liegen, alles zerdenken und diese Selbstzweifel, ob das alles gerade wirklich gut genug ist? So sind die meisten Texte dann auch entstanden über Themen die mich da nachts beschäftigt haben und einfach Themen, die diesen Albumprozess begleitet haben. „Paralysed“ zum Beispiel eine Schreibblockade, dass es einfach nicht voran ging, dieses nächtliche zerdenken und zweifeln, das sind so ein bisschen die Hauptthemen.

Meinen Lieblingssong „Another heart another mind“... Christian: Meiner auch! ...habt ihr zusammen mit den Giant Rooks aufgenommen, darüber habe ich mich sehr gefreut, wie kam die Idee für ein Feature?
Niklas: Das war eigentlich relativ simpel. Der Song war fertig und wir meinten: Ey, das wäre doch vielleicht eine Idee für ein Feature. Wir haben Fred angerufen und er meinte: „Ja, klar!“ Fred ist dann im Studio vorbeigekommen, hat den Text gesehen und meinte: Jap, find ich gut. Er hat die Lyrics eingesungen und dann war’s das eigentlich schon. Also super simpel weil wir die Jungs kennen und Bock hatten da dann mal mit einem Feature etwas auszuprobieren und das hat gut geklappt!
Das stimmt allerdings, ich liebe diesen Song! Niklas: Freut mich, danke!

Welche sind denn eure Lieblingssongs von der Platte?
Christian: Also meiner ist auch „Another heart another mind“, ich find den auch echt mega toll aber „Could sleep“ ist mein live Lieblingssong aber die anderen beiden ruhigen Songs „Lecter“ und „Breathe in“ finde ich auch super. Also ich mag unsere ruhigen Songs ziemlich gerne, denn ich hör‘ allgemein so Ben Howard oder The War on Drugs, und das ist eher entspanntere Musik. Ich mag unsere Abgeh-Songs oder die härteren Sachen auch aber ich mag die ruhigen Songs am liebsten.
Niklas: Bei mir wäre es momentan auch „Lecter“, weil der einfach nochmal ein bisschen eine andere Seite von uns zeigt. Man muss dazu sagen, dass Christian super stolz auf „Another heart another mind“ ist, weil wir den vor drei Jahren irgendwann mal angefangen hatten und Christian der einzige war, der an diesen Song geglaubt hat und meinte: Lass uns den nochmal probieren! Lass uns den nochmal probieren! Und wir immer so: Oh, nee nicht den Song, lass einen anderen machen.
Christian: Lass uns in Ruhe!  (Beide lachen)
Niklas: Ja, so nach dem Motto. Von daher kann er auch stolz sein, dass er diesen Song durchgeprügelt hat.

Die Kritiker sind von „Nocturnal“ begeistert, das Album wird unter anderem als „weitere Meisterleistung bezeichnet, hattet ihr durch den neuen Sound Angst vor den Kritiken, besonders da euer Debüt so gefeiert wurde?
Christian: Kritiken sind mir persönlich ziemlich egal. Natürlich freut es mich, dass man positive Kritik bekommt, ich lese mir auch die Negative durch aber mir sind die Kritiken von Fans wichtiger als zum Beispiel von irgendwelchen Musikmagazinen, die sind mir eigentlich ziemlich egal.
Niklas: Ich finde das auch schwierig. Ich freue mich tatsächlich auch über Kritiken, vor allem über konstruktive Kritik aber mir geht das meistens zu nah. Also ich warte dann lieber ein bisschen bis die Platte vernünftig draußen ist und dann kann ich mir ein paar Reviews oder Kritiken durchlesen, damit fühle ich mich wohler. 

Ihr geht im Oktober mit Glass Caves in England auf Tour somit ist euer großes Ziel, das Glastonbury nicht mehr weit. Anschließend seid ihr der Support von Mando Diao. Wie ist es für euch in England und dann mit einer international so erfolgreichen Band unterwegs zu sein?
Niklas: Mega cool! Wir haben so im Gefühl das es bei Mando Diao auch vom Publikum her stimmig sein wird. Man man hat ja manchmal das Gefühl das die Vorband überhaupt nicht zum Hauptact passt und dementsprechend spricht die Vorband dann auch nicht das Publikum so richtig an aber bei Mando Diao ist es glaube ich passend, da können wir vielleicht noch Leute erreichen, was uns natürlich freuen würde. Und England wird auch nochmal eine coole Sache also man hört ja so Storys, das wenn man Wasser bekommt, dann ist man schon richtig gut angekommen. Also wird England uns abgehobenen Bitches nochmal ein bisschen erden. Nee, quatsch! Da haben wir auf jeden Fall Bock drauf! Und dann kommt, Gott sei dank, auch schon unsere eigene Tour von November bis Februar, das wird auch nochmal seeehr schön!

Was ist denn für euch das Beste am live spielen?
Niklas: Boa, da gibt es so viele Sachen…
Christian: Auf unserem Konzert gestern war ein Mädchen vom zweiten bis zum letzten Song auf der Schulter von ´nem Typen, der Typ tat mir ein bisschen leid aber sie sah so süß aus und es war einfach so schön, wie sie sich bei jedem Song gefreut hat. Dabei war es egal welcher Song, ob alt oder neu. Sie kannte jeden Song und das hat mich einfach so gefreut, dass sie jedes Mal so glücklich war und am tanzen war und mitsingen konnte. Das war gestern zum Beispiel für mich das Schönste an dem Konzert.
Niklas: Ja also es gibt so viele Sachen. Einmal das die Fans sich freuen, dann übt man sein Hobby aus, seine Leidenschaft also man macht einfach das was man machen will. Und hinzukommt, dass es immer wieder geil ist, dass man einen Song schreibt und der dann so viel in anderen Menschen auslösen kann oder bei unseren Shows sind da einfach Leute die die Texte kennen und dann denkst du so: Wow, mega krass!“ Das macht einfach Spaß.


Wenn man euch noch nicht auf einem Festival oder Konzert gesehen hat, warum sollte man sich ein Ticket für eure Tour kaufen?
Niklas: Ich glaube wir sind eine relativ gute Liveband, die man sich gerne angucken darf. Der zweite Grund ist…
Christian: …wir feiern mit euch zusammen! Es wird eine schöne Party und wir werden wieder die Letzten sein die aus dem Club gehen.
Niklas: Außerdem signieren wir gerne Alben, das ist sozusagen unser zweites Hobby. Der Hauptgrund ist ganz einfach, die Leute müssen zu unserem Konzert kommen weil wir sonst mega broke sind und dass es sonst nichts wird mit dem überleben. Bitte kommt vorbei, wir brauchen euer Geld.

Danke für eure Zeit und das nice Gespräch.


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