„Wir wollen jedem Song, den wir veröffentlichen, die größtmögliche Aufmerksamkeit schenken.“ - The Nice Nice im Interview

Photo by Fritz Beck

2018 wurden sie neben Some Sprouts zu einer meiner neuen Lieblingsbands: The Nice Nice. Und diese Floskel ist vielleicht ziemlich abgedroschen aber ihr Name ist Programm. Sie machen nicht nur ziemlich nice Musik, sondern sind unglaublich nice. Nice Nice. Seit sie im letzten Jahr ihren Debütsongs Beached rausbrachten und diesen dann noch in einer Live Session performten, bin ich Fan - und ein bisschen verliebt. Nun habe ich mit Tim und Tom über 2018, ihre Pläne für 2019, Songwriting und ihr Kennenlernen gesprochen. 



Ich habe gelesen, dass die Gründung von The Nice Nice eher zufällig war, das ist faszinierend weil ihr so super gut harmoniert, würdet ihr erzählen wie ihr euch kennen gelernt habt?
Tom: Eine gemeinsame Freundin hat uns aufeinander aufmerksam gemacht. Sie wusste, dass ich bereit war für neue Impulse und hat mich mit Tritt in den Allerwertesten zu neuen Herausforderungen motiviert. Also gab sie Tim, seinerseits eigentlich auf der Suche nach einer Sängerin, meinen E-Mail Kontakt.
So haben wir uns mit dem Sound des Anderen aus der Ferne etwas vertraut machen können. Spätestens nach unserem ersten persönlichen Austausch hatte ich dann schon das Gefühl, dass Tim und ich uns musikalisch gut ergänzen.

Also war euch sofort nach eurem Kennenlernen bewusst, dass ihr zusammen Musik machen wollt. Auch da Tim nach einer weiblichen Stimme gesucht hat?
Tom: Ich habe Tim vorab ein Acoustic Cover eines David Bowie Songs geschickt. Er hat also gewusst, worauf er sich einlassen würde. Bei unserem ersten Treffen im Café unterhielten wir uns über Künstler wie Bruce Springsteen, Nick Cave und die Band The War on Drugs — die Anzeichen waren also schon früh so, dass das gut funktionieren könnte. Als wir uns dann zum ersten Mal an eigener, neuer Musik versucht haben, ist das Eis endgültig gebrochen.

Euer Sound klingt retro und nach guter selbstgemachter instrumentaler Musik. Könnt ihr euren kreativen Prozess und die Entstehung eurer Songs beschreiben?
Tom: Tim und ich kommen musikalisch aus sehr unterschiedlichen Ecken. Wir haben aber beide über viele Jahre hinweg unzählig viele Songs geschrieben. Das meiste davon lag aber unvollständig in einer Schublade oder als ungeschliffene Demos auf unseren Rechnern. So komplettiert  nun der Eine die Songs und Ideen des Anderen, wodurch sich völlig neue Möglichkeiten und Wege auftun. Nichts klingt mehr so wie ursprünglich vorgesehen.

Eure Songs habt ihr in Österreich geschrieben. Ihr seid mehr oder weniger für das Songwriting ins Exil gegangen, hatte das einen Einfluss auf eure Musik?
Tom: Wir waren eine Woche lang in einem kleinen Dorf namens Vils um dort zu recorden. Es hat fast permanent geregnet und außer einem Dorffest mit Partyband gab es NICHTS, was uns den Fokus rauben konnte. Wie im Wahn haben wir 15 Stunden täglich aufgenommen. Es war eine unwahrscheinlich intensive, kräftezehrende Zeit, die ich aber um nichts in der Welt missen möchte.
Wir hatten noch dazu das Glück Paul und Kik aus der hiesigen Blaskapelle kennen zu lernen, die wir kurzerhand für unsere Aufnahmen rekrutiert haben. Die beiden sind auf EP ll mit Trompete und Posaune zu hören.

Habt ihr euch, neben den Instrumenten von Paul und Kik, von anderen Künstler inspirieren lassen?
Tom: Bestimmt! Chris Rea und Chris Isaak haben anfangs eine große Rolle gespielt. Leonard Cohen ist womöglich unser größter gemeinsamer Nenner. Ausserdem haben wir Demon Days von Gorillaz auf Repeat gehört. All dem liegt ein irrsinnig gutes und teils unorthodoxes Songwriting zu Grunde, das einen antreibt, aber manchmal auch verzweifeln lässt.

Ihr habt beide schon jahrelange Erfahrung in der Musikbranche, spielt das für euch eine Rolle oder hat es eure Arbeit beeinflusst?
Tom: Ich persönlich denke es spielt kaum eine Rolle. Wir haben das Projekt unter der Prämisse „NO RULES“ gestartet und fingen wieder ganz von vorne an. Die Songs entstanden ohne große kommerzielle Hintergedanken und folgen keinem speziellen Schema.

Eure neuste Single heißt Turn This Thing Around und ist Teil von insgesamt 3 verschiedenen EPs die ihr veröffentlicht. Warum habt ihr dieses Konzept gewählt?
Tom: Wir wollen jedem Song, den wir veröffentlichen, die größtmögliche Aufmerksamkeit schenken. Jede EP besteht aus vier Songs. Jeder dieser vier Songs kann auf diesem Wege als eigenständige Single released werden.
Alle drei EPs sind Puzzlestücke, die zusammen ein Album, also eine LP ergeben.

Dieses Konzept ist in Zeiten von Streamingdiensten eines, das eure Wertschättzung für Musik unterstreicht!
Die bisher veröffentlichten Videos zu euren Singles sind sehr minimalistisch und zeigen in erster Linie ein Tonbandgerät, das eure Songs auf Kassette abspielt. Trotzdem sind die Clips absolut catchy, wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Tom: Die Kassetten haben wir natürlich aus Nostalgiegründen gewählt. Ihnen wohnt ein gewisser Charme inne, den auch die Musik aus dieser Zeit verkörpert. Unsere Musik entstand komplett analog - alte Synthesizers und Gitarren, verstaubte Preamps und Mikrofone. Da schleicht sich das ein oder andere Rauschen und Knacksen mit ein, was die Aufnahme zwar unvollkommen, aber irgendwie wärmer und greifbarer macht. Von daher passt die Analogie zu alten Kassetten recht gut.
Die Videos sind so minimalistisch, um nicht von der Musik abzulenken. Außerdem wollten wir für jeden Song visuell die selbe Ästhetik beibehalten.

Wie würdet ihr das Jahr 2018 beschreiben?
Tom: Es war ein sehr intensives Jahr für Tim und mich. Unsere Songs waren alle im Kasten, nur die Live Umsetzung fehlte noch. Daran haben wir seit Sommer 2018 akribisch gearbeitet und die perfekten Musiker gefunden, um mit uns 2019 etwas Besonderes auf die Bühne zu bringen.
Ausserdem haben wir seit September zwei Cover auf Tape und drei Singles veröffentlicht.

Welche Pläne habt ihr für 2019, natürlich außer dem Release eures Debüts? Plant ihr eine Tour?
Tom: 2019 erscheinen noch EP ll und EP lll. Neue Covers auf Kassette sind auch schon auf dem Weg. Ende des Jahres wollen wir alles in einem kompletten Album zusammenfassen. Außerdem hoffen wir so viele live Shows zu spielen wie möglich.

Möchtet ihr noch etwas loswerden?
Tom: Im Februar gehen wir auf unsere kleine EP l Launch Tour mit drei Stationen durch Bayern: München, Regensburg und Würzburg. Das ist sozusagen der offizielle Startschuss für The Nice Nice und wird hoffentlich die perfekte Mischung aus neu verknüpften musikalischen Synapsen und spannenden Begegnungen. An alle Leser/Abonnenten: Kommt rum! Wir freuen uns auf euch!

Danke für eure Zeit und das sympatische Interview! 



The Nice Nice live: 




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